See A Hawk: D’Wayne Eskridge

D'Wayne Eskridge

D’Wayne Eskridge (Foto: Getty Images)

Nachdem ich 2020 bei Freddie Swain schon von einem historisch tief besetzten Passempfänger-Jahrgang gesprochen hatte, muss ich mich korrigieren: Die Wide-Receiver-Klasse von 2021 scheint noch besser und vor allem tiefer besetzt zu sein. Monierte ich vor einem Jahr noch, dass das Team aus dem Pacific Northwest erst sehr spät einen Passempfänger auswählte, so ließen die Seattle Seahawks sich im NFL Draft 2021 nicht lange bitten. Mit ihrem ersten Pick an Stelle 56 (nur eine von drei Auswahlmöglichkeiten) zogen sie Wide Receiver D’Wayne Eskridge von Western Michigan.

In der Rubrik „See A Hawk“ stellen wir in unregelmäßigen Abständen Spieler der Seattle Seahawks – oftmals Draft-Neuzugänge – etwas genauer vor.

WR D’Wayne Eskridge:

Kurzinfos:

  • Alter: 24 Jahre (23. März 1997)
  • College: Western Michigan (2016-2020)
  • Größe: 175 cm
  • Gewicht: 86 kg
  • Armlänge: 77,5 cm
  • Handgröße: 22 cm
  • Draft: 2. Runde, Pick #56

College-Statistiken (2020):

  • Spiele: 6
  • Receptions: 33
  • Receiving-Yards: 768
  • Yards/Reception: 23,3
  • Receiving-Touchdowns: 8

Werdegang von D’Wayne Eskridge

D’Wayne Eskridge ist einer der wenigen Spieler, die während ihrer Schulzeit mehrere Positionen bekleideten. Bis zur High School lief er primär als Running Back auf. In den ersten vier Jahren an der Uni spielte Eskridge sowohl Wide Receiver als auch Cornerback und war damit auf beiden Seiten des Balles heimisch. Erst vor der Saison 2020 legte sich der Rookie auf die Position des Wide Receivers fest.

Wer mehr über Eskridges Werdegang erfahren will, dem lege ich folgenden Artikel von The Athletic (€) ans Herz. Darin wird seine Geschichte seit der High School und der Rückhalt, den Eskridge erfahren hat, beschrieben. Besonders erwähnenswert ist der Trainer von der Bluffton High School, Brent Kunkel. Er behandelte den jetzigen Seahawks-Receiver wie seinen Ziehsohn, half ihm vor allem in der schulischen Ausbildung. Seine Frau Danielle Kunkel bereitete D’Wayne Eskridge eine Mahlzeit vor, wenn die Lern-Sessions bis in die späte Nacht hinein gingen. Die vier Kinder der Kunkel-Familie beschreiben Eskridge als ihren älteren Bruder.

Kurz vor Beginn des NFL Draft 2021 schrieb Eskridge in einem privaten Chat, dass er sehr gerne bei den Seattle Seahawks spielen würde und dass er sich dort wohl und gut aufgehoben fühlen würde. In der Nacht zum 1. Mai 2021 deutscher Zeit sollte diese Hoffnung dann Wirklichkeit werden, als das Team rund um Pete Carroll von seinem Zweitrundenpick Gebrauch machte und Eskridge auswählte.

Videoanalyse zu D’Wayne Eskridge

D’Wayne Eskridge ist schnell. Mit einer 40-Yard-Zeit von 4,4 Sekunden die er selbst noch als enttäuschend beschrieb, hat der Rookie eine sehr gute hingelegt. Und anders als bei manchen Spielern, die tolle Zeiten laufen, aber nicht schnell spielen, kann man bei Eskridge diese Zeit auch auf dem Footballfeld sehen. Sein Antritt ist äußerst explosiv. Trotz seiner geringen Körpergröße spielt Eskridge physisch. Er lässt sich trotz Kontakt des Gegenspielers nicht leicht aus seinen Routen bringen und kann auch konstant beim Laufspiel unterstützend als Blocker mitwirken. Der Release von Eskridge ist sehr ansprechend, oft bekommen die Gegner an der Anspiellinie in Press-Coverage keinen Kontakt zu ihm hergestellt und er kann den Defensive Back in seinem Rücken schlagen und tiefe Routen mit ausreichend Separation laufen.

Eskridge ist mit über 20 Yards pro Passfang eine gefährliche tiefe Anspielstation. Damit ist er wie gemacht für einen Quarterback wie Russell Wilson und dessen Qualitäten als Deep Passer. Nach dem Fang ist Eskridge mit seiner enormen Geschwindigkeit ein Spieler, der nur darauf wartet, ein Big Play hinzulegen. Mit 14,4 Yards nach dem Catch ist der Neuzugang der Seattle Seahawks die Nummer eins in dieser Disziplin im gesamten College Football.

Mit einer Körpergröße von 1,76 Meter ist Eskridge nicht besonders groß. Selbst Tyler Lockett ist mit 1,78 Meter etwas größer. Das ist kein Ausschlusskriterium für einen Outside Receiver, könnte ihn aber je nach Entwicklung nur zu einem reinen Slot-Passempfänger limitieren. Einige Drops und eine unterdurchschnittliche Quote von gewonnen Contested-Catch-Situationen (45 Prozent) sind Belege für die nicht allzu guten Händen von D’Wayne Eskridge. Sein Route Running ist äußerst limitiert. Hier ist die Frage zu stellen, ob der Spieler nicht mehr Routen laufen könnte oder ob sein College-Team ihm nicht mehr Routen gab. Auch der Verkauf seiner Routen (Anttäuschen durch Kopfbewegungen, schnellere Schrittfolge etc.) muss auf dem nächsten Level besser werden.

Größte Stärke

In folgender Szene fängt D’Wayne Eskridge einen kurzen Ball. Er kann nach der kurzen Route schnell stoppen. Nach dem Fang beweist er das richtige Gespür und dreht sich in die richtige Richtung, um danach zum Sprint ansetzen zu können. Einmal in Bewegung, kann Eskridge seine größte Stärke – Geschwindigkeit – ausspielen. Er ist durch keinen der Verteidiger zu stoppen. In Jet Sweeps, Screen-Pässen oder bei Crossing-Routen könnte diese Stärke auch von den Seahawks genutzt werden, um ihre Problematik der fehlenden Yards nach dem Catch zu beheben.

Größte Schwäche

D’Wayne Eskridge versucht in der nächsten Szene vergeblich, den Verteidiger mit einem Stutter Step auf die falsche Fährte zu locken. Hier agiert er nicht besonders entschlossen, die Finte wirkt halbherzig. Durch den fehlgeschlagenen Versuch kann Eskridge keine wertvolle Seperation kreieren und wird am Catch Point vom Verteidiger entscheidend gestört. Für einen Spieler wie Eskridge ist das Lösen vom Gegenspieler aufgrund der geringen Körpergröße wichtiger als für einen dominanten und physischen X-Receiver. Hier muss er sich konstanter durchsetzen und entschlossener agieren. Auch am Catch Point muss er noch aggressiver spielen, um eventuelle Größennachteile ausmerzen zu können.

Fazit

D’Wayne Eskridge wird für die Seattle Seahawks als Wide Receiver Nummer drei in die Saison gehen. Hinter DK Metcalf und Tyler Lockett ist er die willkommene Verstärkung in Tiefe und Spitze der Passempfänger-Gruppe. Aus meiner Sicht kann man mit ihm nun wirkliche 11-Personnel-Sets (1 Running Back, 1 Tight End, 3 Wide Receiver) spielen. Das war in der Vergangenheit mit Spielern wie David Moore oder Freddie Swain nicht auf diesem Niveau möglich.

Mit seinen Fähigkeiten ist Eskridge eine gute Ergänzung zum bestehenden Personal. Metcalf wird der klare X-Receiver in der Offensive sein. Lockett und Eskridge könnten aber sowohl im Slot als auch auf der Außenbahn spielen und geben Offensive Coordinator Shane Waldron damit Flexibilität. Denkbar wäre auch, dass Eskridge direkt hinter der Line of Scrimmage das Feld beackert, während Lockett und Metcalf außen starten. Hier gibt er Russell Wilson mit seiner Schnelligkeit eine Anspielstation, die kurz nach dem Snap frei wird. Außerdem gibt es bei Eskridge immer die Möglichkeit, dass er mit dem Ball in der Hand nach dem Fang großen Schaden anrichtet.