See A Hawk: Ugochukwu Amadi

Ugo Amadi (Foto: imago)

Spieler von den Oregon Ducks in Seattle, tief im Territorium der Washington Huskies – das ist immer so eine Sache. Eine Sache, die bei den Seahawks in den vergangenen Jahren recht gut funktionierte, wenn man sich an Max Unger oder Walter Thurmond erinnert. Eine Sache, die aber auch mit Verletzungen verbunden war, wenn man sich Dion Jordan vergangene Saison oder ganz aktuell Ed Dickson ins Bewusstsein ruft. Ugochukwu Amadi, neuester Duck bei den Seahawks, möchte sich eher in die erste Kategorie einordnen. Der Rookie im Porträt.

In der Rubrik „See A Hawk“ (die fast „Meethawk“ getauft worden wäre) stellen wir in unregelmäßigen Abständen Spieler der Seattle Seahawks etwas genauer vor.

S Ugochukwu „Ugo“ Amadi

Kurzinfos:

  • College: Oregon (2015-2018)
  • Alter: 22 (16. May 1997)
  • Größe: 1,75 m
  • Gewicht: 89 kg
  • Armlänge: 80 cm
  • Handgröße: 24 cm
  • Draft: 4. Runde, Pick #132

College-Statistiken (2018):

  • Spiele: 13
  • Tackles (Solo/Gemeinsam): 55 (43/12)
  • Tackles für Raumverlust: 4,0
  • Sacks: 1,5
  • Verteidigte Pässe: 8
  • Interceptions: 3
  • Touchdowns: 2

Werdegang

Ugo Amadi war in seiner High-School-Zeit ein Vier-Sterne-Talent aus Nashville und spielte an der University of Oregon College Football. Bei seinem Entscheidungsprozess, auf welches College er geht, tat er sich schwer. Erst sagte er Ole Miss zu, dann LSU, um am Ende dann doch weit entfernt von zu Hause in Oregon zu spielen.

Mit Ugo Amadi haben sich die Seahawks einen Marathon-Mann gesichert. Amadi spielte während seiner Zeit am College in allen 51 möglichen Spiele. Er erzielte vier seiner Touchdowns in seinen zwei letzten Spielzeiten, drei davon als Pick Six.

Amadi wird weiterhin für seine Arbeitseinstellung, Führungsqualitäten und Charakter gelobt.

Anders als Safety-Kollege und Rookie Marquise Blair scheint Amadi gesprächiger zu sein. Einen sympathischen ersten Eindruck machte er bei der Pressekonferenz nach dem Rookie Minicamp.

Videoanalyse

Amadi ist für NFL-Verhältnisse mit einer Körpergröße von 1,75m relativ klein, jedoch flexibel einsetzbar, für ihn ist die allgemeine Bezeichnung Defensive Back zutreffend: Er ist als Safety gelistet, ist aber auch als Cornerback, vor allem im Slot, einsetzbar. 2018 spielte er für die Oregon Ducks 628 Snaps im Slot und 136 als Safety. 2016 beispielsweise absolvierte Amadi 651 Snaps als Cornerback außen.

Amadi spielt zuverlässig in Coverage und deckt seine Gegenspieler gut. Seine Geschwindigkeit erlaubt es ihm auch, im Notfall trotz falschen Laufweges oder dem Gegner erlaubten Platzes seine Position zu korrigieren. Sollte er seine Coverage-Skills in der NFL weiter ausbauen können, wie es sich die Seahawks erhoffen, muss er weniger korrigieren.

Amadis Statistiken, erhoben von Pro Football Focus, unterstützen die Aussage, dass er nicht nur im Slot spielen kann, sondern jede Position im Backfield gut ausfüllen kann:

Amadi ist ein Ballhawk und spekuliert auf Big Plays, versucht Routen zu jumpen und Turnover zu forcieren. Das ist ihm auf am College gut gelungen und hat ihn zu einem produktiven Spieler werden lassen. Die wichtigste Eigenschaft für Plays dieser Art ist die Antizipation. Zwei Beispiele:

Amadis bereits erwähnte Schnelligkeit könnte ein Schlüssel für verschiedene Blitz-Pakete aus der Secondary heraus sein, auch dort wurde er am College häufiger eingesetzt und schaffte es, zum Quarterback vorzustoßen und Druck zu erzeugen.

Schwächen offenbaren sich beim Tackling. All die Stärken, die Amadi mitbringt, sei es Antizipation, Schnelligkeit oder Übersicht, nützen ihm wenig, wenn er in Situationen gerät, in denen er Gegenspieler erst nach dem Catch oder im Lauf stellen kann. Er ist zwar am Ort des Geschehens, mangels guter Tackling-Technik verpasst er die Tacklings aber und kann die Aktionen nicht stoppen. In dieser Hinsicht ist er bei den Seahawks richtig, da in Seattle viel Wert auf sicheres Tackling gelegt wird. Ob diese Schwäche nur ein Technik-Problem ist und abtrainiert werden kann oder Amadi aber Tackles aufgrund zu geringer Körpergröße oder Kraft teilweise nicht sauber vollenden kann (vor allem gegen Running Backs war das zu beobachten), wird sich in er Preseason zeigen.

Fazit

Ugochukwu Amadi dürfte für die Seahawks ein äußerst spannendes Projekt sein. Als Cornerback auf der Außenbahn sehe ich ihn nicht, dort ist er – wenn man sich die Cornerbacks der Seahawks anschaut – schlicht zu klein. Richard Sherman, der als Prototyp eines Carroll-Cornerbacks gilt, überragt mit seinen 1,91m Amadi um 16cm.

Auf dem nächsten Level möchte ich eine Verbesserung seiner Tackling-Technik sehen, damit er ein noch produktiverer Spieler wird und er die Fähigkeiten, die er schon mitbringt, noch wertvoller macht. Außerdem wird er in der NFL nicht mehr in dieser Form die Möglichkeit haben, falsche Coverage oder Laufwege zu korrigieren und mangelndes Lesen des Spielzugs nur mit Schnelligkeit zu kaschieren.

Amadi wird, wie viele Rookies, erstmal als Ergänzung für die Special Teams einen Wert fürs Team haben. Er kann durchaus als Returner eingesetzt zu werden, was er in Week 1 der Preseason bereits andeutete. Weil die Seahawks ihren neuen Nummer-eins-Receiver Tyler Lockett im Return-Spiel entlasten wollen, wurden im Training bereits viele Optionen getestet – Amadi ist eine davon.

Die besten Chancen sehe ich für ihn langfristig als Slot-Cornerback. Die Position ist nach dem Abgang von Justin Coleman vakant. Dort müsste er sich unter anderem gegen Akeem King durchsetzen, der dort spielen könnte und in der vergangenen Saison gegen die Kansas City Chiefs Tight End Travis Kelce nahezu komplett aus dem Spiel nahm. Die geringe Körpergröße würde auf dieser Position nicht so sehr ins Gewicht fallen wie auf der Außenbahn.

Amadi wird im Kader der Seahawks aktuell als Safety gelistet. Hier will ich aber zum jetzigen Zeitpunkt keine Prognose geben, ob er für diese Position vorgesehen ist oder doch eher anders eingesetzt wird, dazu ist diese Positionsgruppe zu undurchsichtig. Gesetzt ist auf Safety Bradley McDougald, der seit seinem Wechsel nach Seattle alle Erwartungen übertrifft. Der Platz neben McDougald ist frei, doch für den gibt es reichlich Kandidaten: Tedric Thompson, Shalom Luani, Delano Hill und Rookie Marquise Blair dürften hier die Anwärter sein.

Amadi hat aber gute Chancen auf einen Kaderplatz, dafür sprechen seine Vielseitigkeit als Defensive Back und die weiteren vielfältigen Einsatzmöglichkeiten in den Special Teams.