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Vor Free Agency und Draft – State of the Seattle Seahawks-Roster 2025
Roster-Building 101: für diesen Kurs pauken aktuell John Schneider und sein Front Office-Staff zusammen mit Mike Macdonald und seinen Coaches. Denn vor dem Start der NFL-Free Agency 2025 nächste Woche, befindet sich der Kader der Seattle Seahawks – zumindest auf der offensiven Seite des Balles – komplett im Umbruch. So wurde vor wenigen Tagen nicht nur Veteran-WR und Fanliebling Tyler Lockett gecuttet. Nur wenige Stunden später meldete auch WR DK Metcalf seinen Trade-Wunsch an und vor dem Wochenende war dann auch plötzlich QB Geno Smith nach einem Trade zu den Las Vegas Raiders weg.
So steht der neue Offensive Coordinator jetzt also ohne einen Spielmacher und einen seiner besten Passempfänger da, während ein zweiter WR auf dem Weg aus der Tür ist. Und so steht hier die Frage: was wird nun aus dem Roster der Seattle Seahawks? Weil Antworten aktuell vor dem Start der Free Agency und mit dem NFL-Draft 2025 an Horizont schwer zu finden sind, schauen wir einfach mal auf Seattles Kader und geben euch einen Überblick mit unserem „State of the Roster 2025“.
Seahawks-Roster 2025: Offense
Quarterback
Stand Sonntag, den 9. März 2025, haben die Seattle Seahawks aktuell zwei QBs im Roster: Sam Howell und Jaren Hall. Dass dieses Duo den Ansprüchen der Besitzer, des Managements und des Coachings Staffs der Seahawks auf der wichtigsten aller Spielerpositionen genügt, ist, auch wenn wir uns hier aus dem Fenster lehnen, nicht gut genug. Daher besteht an dieser Stelle nach dem Trade von Geno Smith akuter Handlungsbedarf.
Wie der aussieht, ist unklar. Am wahrscheinlichsten scheint die Lösung mit der Verpflichtung von QB Sam Darnold. Doch nach einer solch verrückten Woche mit so viel Stühlerücken im Kader ist hier wahrscheinlich auch keine noch so verrückte Lösung ausgeschlossen. Fakt ist aber, dass die Quarterback-Klasse im kommenden Draft nicht so gut ist wie in den vergangenen Jahren und auch die Free Agent-QBs die 2025 auf dem Markt sind, verheißen jetzt nicht unbedingt das Blaue vom Himmel. Oder wie wäre es mit Aaron Rodgers, Kirk Cousins, Justin Fields, Drew Lock oder Russell Wilson?
Running Back
Im Running Back-Room der Seattle Seahawks hat sich seit dem Ende der NFL-Saison 2024 im Gegensatz zu anderen Teilen im Roster nichts getan. Denn die RBs, die das Laufspiel von Klint Kubiak im wahrsten Sinne des Wortes in Gang bringen sollen, heißen weiter Ken Walker III, Zach Charbonnet und Kenny McIntosh. Drei Namen, die hinter einer hoffentlich verbesserten O-Line für die Qualität von Seattles Laufspiel stehen sollten. Als Back-Nr. 4 steht auch weiter George Holani im Seahawks-Kader, der gerade bei den Trainern ein hervorragendes Ansehen hat, es aber wegen der starken Konkurrenz im Jahr 2024 nur selten aus dem Practic Squad ins Gameday-Roster schaffte.
Mit Walker, Charbonnet, McIntosh und Holani in der Hinterhand, bleibt der Handlungsbedarf für das Seahawks-Managment bei den RBs sehr gering. In Free Agency dürfte hier gar nichts passieren und auch im Draft nicht, wobei die Running Back-Klasse 2025 so stark besetzt ist, dass es nicht wundern würde, wenn Seattle doch noch einen Ballträger pickt – nur nicht in der zweiten Runde!
Wide Receiver
Nach den Turbulenzen der letzten Woche tauchte im Podcast eines Seahawks-Bloggers eine interessante Frage auf: wer hatte eurer Meinung nach eine schlechtere Woche, Klint Kubiak oder JSN?
Broooo I just got up 😦 you lying https://t.co/grnF0NLfmb
— JSN (@jaxon_smith1) March 8, 2025
Denn mit dem Weggang von Smith und dem gewünschten Trade von DK Metcalf steht/stünde Jaxon Smith-Njigba ohne Passgeber und Receiver-Kollegen da, der in der letzten Saison regelmäßig gegnerische Passverteidiger auf sich zog und so Raum für JSN schaffte. Fakt ist, gerade auch nach dem Cut von Lockett, ist der junge Slot-Receiver jetzt definitiv WR1 bei den Seahawks. Schließlich ist der Receiver-Room – vielleicht mit Ausnahme von Jake Bobo – im Moment in Seattle nicht tief besetzt.
Die anderen Wide Receiver, die sich vor Free Agency noch im Roster befinden, heißen: Jaelon Darden (Returner), John Rhys Plumlee, Coday White und Dareke Young.
Tight End
Beim Blick aufs Seahawks-Roster und die Tight Ends geht es auch ganz schnell. Hier sind nämlich nur noch zwei Namen gelistet: Noah Fant und AJ Barner. Barner war als Rookie eine der Entdeckungen der Saison 2024 und ist wahrscheinlich auf Jahre als günstiger TE mit Starter-Upside gesetzt. Anders sieht es bei Fant aus. Mit einem Gehalt von 13,4 Millionen US-Dollar wäre er 2025 einer der Topverdiener in Seattle und damit ein weiterer Cut-Kandidat. Aber: in den letzten Wochen sprach nicht nur Mike Macdonald sehr deutlich, wie wichtig Fant in der Offense sei, auch von Klint Kubiak weiß man aus der Vergangenheit, dass sein Offense-Scheme sich stark um Tight Ends dreht. Was nun aus dem ehemaligen First Round-Pick der Denever Broncos wird, bleibt also abzuwarten.
Die anderen zwei Tight Ends, die 2024 im Kader der Seahawks standen, werden zu Free Agents. Pharaoh Brown ist dabei nach seinen gefühlten Nicht-Leistungen in der letzten Saison ganz sicher nicht mehr am Start in 2025. Anders könnte es bei Brady Russell laufen. Der war der Fan-Darling aus der Preseason 2024 und spielte in der Regular Season die Rolle des Fullbacks, auf die Kubiak auch setzt. Allerdings war Russell aber oft verletzt.
Offensive Line
Neben den Quarterbacks dürfte keine Positionsgruppe im Roster der Seahawks so sehr im Fokus stehen wie die O-Line. Denn wenn es nicht schon das letzte Jahrzehnt gezeigt hat, dann auf jeden Fall die vergangene Saison, dass der Erfolg eines Playoff-Kandidaten in der NFL mit den Leistungen der Offensive Line steht und fällt. Ohne Frage Teil der Offense-Zukunft in Seattle sind dabei die beiden Bookend-Tackles Charles Cross und Abe Lucas. Beide sind die Anker dieser O-Line, die aber definitiv Verstärkung benötigt.
Kandidaten für die Line, die schon in Seattle spielen, als Backup oder als Starter sind 2024er-Rookie Christian Hayens, der als Zone Blocking-Guard im Kubiak-System zuverlässig funktionieren könnte. Einiges an Potenzial haben zudem Jalen Sundell, der Tackle, Guard und Center spielen kann, Center Olu Oluwatimi sowie die beiden 2024er-Rookies Sataoa Laumea, der teilweise als Guard startete, und Mike Jerrell, der als Tackle-Projekt für die Zukunft gilt. Dahinter dürften Michael Novitsky, Anthony Bradford und Malaesala Aumavae-Laulu wenn überhauot eine Backup-Rolle einnehmen oder eher im Practice Squad landen.
Seahawks-Roster 2025: Defense
Defensive Line
Das Mantra von Seahawks-Head Coach Mike Macdonald ist, dass seine Defense von vorn nach hinten aufgebaut werden muss. Dementsprechend groß ist der Fokus auf die D-Line im „System Macdonald“. 2024 wunderte es daher nicht, dass Seattle die teuerste D-Line der Liga an den Start brachte. Unersetzlich war hier gerade DT Leonard Williams, der vielleicht die beste Saison seiner Karriere spielte und der seinem Team mit einer Vertragsumstrukturierung nach dem Super Bowl 14 Millionen US-Dollar im Caps Space frei machte. Ebenfalls unumstritten in Sachen D-Line ist auch Seattle 2024er First Round-Pick Byron Murphy. Dahinter wird es dann aber aktuell im Roster bei den Leistungsträgern auf dieser Position erneut dünn. Unter Vertrag sind noch Mike Morris, Quinton Bohanna, Brandon Pili und Cameron Young.
D-Liner, die im Jahr 2024 fester Teil der Gruppe in Seattle waren, sind Jarran Reed, Johnathan Hankins, Dre’Mont Jones und Roy Robertson-Harris. Jones wurde als teures Missverständins unter der Woche entlassen, genau wie RHH, der allerdings ein Kandidat für einen neuen, günstigen Vertrag bei den Seahawk ist, da er in der letzten Saison nach einem Trade von den Jacksonville Jaguars eine gute Rotations-Rolle in der Line spielte. Hankins machte dagegen als Veteran-Nose Tackle zu wenig, als dass er als Free Agent wieder unter Vertrag genommen wird. Anders sieht die Lage bei Reed aus, der 2024 ebenfalls ausgezeichnet spielte und als Lockerroom-Leader sowie als Mentor für Murphy fast schon als Free Agnet nach Seattle zurückkommen muss.
Linebacker
Bei den Linebackern werfen wir zunächst auf die „Inside“. Und auch das geht schnell, denn hier steht einzig 2024er-Rookie Tyrice Kight als veritabler Starter aktuell im Roster der Seahawks. Ebenfalls Teil des Kaders sind als Middle Linebacker noch Michael Dowell, Patrick O’Connell, Joshua Onujiogu und Drake Thomas. Der große Name, der hier natürlich noch fehlt, ist Ernest Jones IV. Zur Mitte der letzten Saison, per Trade von den Tennessee Titans geholt, entwickelte er sich schnell zu einem der Defense-Leader. Jones personifizierte die Steigerung der Gesamtleistung der Seahawks-Verteidigung zum Saisonende, ist allerdings Free Agent. Weil er aber so wichtig für das Team ist und selbst schon andeutete, dass er unbedingt in Seattle bleiben will, ist eine Unterschrift unter einem neuen Vertrag eigentlich obligatorisch. Im Angesicht von mittlerweile fast 65 Millionen US-Dollar Cap Space, dürfte ein Arbeitspapier für Ernest Jones mit einem Jahresgehalt zwischen 12 und 15 Millionen eigentlich gut machbar sein.
Signs here at NFL combine continue to be #Seahawks will get LB Ernest Jones re-signed to a rich, new deal soon.
GM John Schneider just said here in Indianapolis: “We’ve had positive talks with his group ever since we traded for him. And we’ll continue that this week.”
— Gregg Bell (@gbellseattle) February 25, 2025
Bei den Outside Linebackern, die hauptsächlich für den Passrush über außen sorgen, haben die Seahawks zwei junge Spieler im Roster, die die Zukunft dieser Unit sind: Derick Hall und Boye Mafe. Beide besitzen noch Rookie-Verträge, anders als Uchenna Nwosu. Mit 28 Jahren gehört der noch lange nicht zum alten Eisen und gilt eigentlich als Anführer der Seahawks-Quarterbackjäger. Doch Nwosu war in der letzten Saison immer wieder verletzt und spielte kaum. Gepaart mit vergangenen Leistungen als guter, aber eben nicht elitärer Passrusher ist sein Gehalt mit über 21 Millionen US-Dollar in 2024 eigentlich nicht gerechtfertigt. Und so ist auch er ein Kandidat für einen Vertragsumbau, sodass Seattle mit über 80 Millionen Dollar Cap Space in die Free Agency 2025 gehen könnte!
Weitere Passrusher, die im Moment noch bei den Seahawks unter Vertrag stehen, sind noch Kenneth Odumegwu, Josh Ross, Jamie Sheriff und Tyreke Smith.
Conerback
In der laufenden Offseason der Seahawks wurde bislang fast ausschließlich von Cuts und Trades gesprochen. Da ging die Vertragsverlängerung von Conerback Josh Jobe letzte Woche fest schon unter.
Sticking around.
We've re-signed CB Josh Jobe. pic.twitter.com/DdiqOPMVaQ
— Seattle Seahawks (@Seahawks) March 6, 2025
Jobe spielte sich als Free Agent 2024 in die Starter-Rotation in der Seahawks-Passverteidgung, die natürlich auch im Jahr 2025 wieder von Riq Woolen und Devon Witherspoon angeführt wird. Spoon entwickelt sich dabei immer mehr zu einem der besten Cornerbacks der NFL, der gerade als Nickel fast schon Elite ist, allerdings auf der Außenbahn im Eins-gegen-Eins gegen gegnerische Receiver noch etwas Nachholbedarf hat. Woolen konnte seine starke Rookie-Saison 2023 bislang leider nicht bestätigen, ist als Outside-Corner in Seattle aber weiter gesetzt.
Dass die Seahawks aber in Free Agency und/oder im Draft noch mehr Leistungsträger für die Secondary finden müssen, steht außer Frage. Denn der Cornerback-Romm ist hinter Jobe, Woolen und Witherspoon nur noch mit Tyler Hall, Nehemiah Pritchett und Damarion Williams besetzt.
Safety
Wer sich wundert, dass bei den Cornerbacks ein Name fehlt, der auch 2025 natürlich in Seattles Roster steht, der hat vollkommen recht. Aber: Coby Bryant wird nach der letzten Saison bei den Seahawks nicht mehr als CB, sondern eher als Safety angesehen. Hier spielte er sich nämlich gegen Mitte der Regular Season in die Starter-Rolle, die er bis heute nicht mehr abgegeben hat. Sein kongenialer Partner und ein weiterer Leader der Defense ist da selbstverständlich noch Julian Love. Mit Bryant und Love scheint es dann auch nicht untertrieben, dass die Seahawks hier in 2025 eines der besten Safety-Duos der Liga in den eigenen Reihen haben.
Die Rolle eines starken Backups dürfte dazu der langzeitverletzte Jerrick Reed II ausfüllen, während AJ Finley und Ty Okada eher Practice Squad-Kandidaten sind.
Seahawks-Roster 2025: Special Teams
Kicker
Ein Field Goal oder einen Extrapunkt kurz vor Spielende zum Sieg zu verwandeln, macht die Kicker in der NFL oft zu den einsamsten Männern auf dem Spielfeld. Mit ihrem Fuß können sie in Sekunden zum Helden oder zum Buhmann werden und niemand fühlt das in Seattle so sehr wie Jason Myers. Als Kicker hat er immer wieder Spielzeiten, in denen er sehr inkonstant ist. 2024 war es allerdings Myers, der für die Seahawks regelmäßig die wichtigen Kicks traf und für die entscheidenden Punkte sorgte – etwa bei 6:3-Sieg gegen die Chicago Bears. Gerade wegen seines stattlichen Gehalts von 6,8 Millionen US-Dollar dürfte der Kicker im Jahr 2025 bei vielen 12s weiter umstritten sein, doch das Front Office und der Trainerstab dürften weiter an dem Veteranen im Roster festhalten.
Punter
Das NFL-Teams im Spiel viel punten, ist normalerweise kein gutes Zeichen. Doch wenn es einmal nach einem schlechten 3rd Down außerhalb von Field Goal-Reichweite so weit sein sollte, dann freut sich jeder Coach, wenn er einen der besten Punter der Liga im Roster hat. Und bei den Seahawks ist das im Fall von Michael Dickson so. Seit seiner Rookie-Saison im Jahr 2018 ist der Australier aus Seattles Special Teams nicht mehr wegzudenken.
Longsnapper
Unauffällig, aber konstant und deshalb genauso unantastbar wie Dickson: Chris Stoll wird auch in 2025 der Longsnapper der Seattle Seahawks sein.