Nach verheißungsvoller Vorbereitung war lange nicht klar, ob Wide Receiver DK Metcalf zum Auftakt fit sein würde. Wenige Tage vor Saisonstart unterzog sich der Rookie von Ole Miss einer kleinen Knie-Operation, um ein Problem zu beheben, das zwar nicht seine Einsatzfähigkeit, aber seinen Komfort auf dem Spielfeld beeinträchtigte. Der Plan der Seattle Seahawks ging auf – Metcalf verpasste einen Teil der Preseason, kehrte aber noch vor dem Auftaktspiel ins Training zurück und war dann gegen die Cincinnati Bengals einer der wenigen Lichtblicke.
Metcalf wurde von Russell Wilson sechsmal anvisiert und fing vier Pässe. Drei der vier Fänge reichten für ein neues First Down, damit war er für 50 Prozent aller Seahawks-First-Downs aus dem Passspiel heraus verantwortlich. Ähnlich sieht es bei den Pass-Yards insgesamt aus, denn von Wilsons 189 Yards durch die Luft gingen 89 auf das Konto des Rookies.
Damit brauch er einen 43 Jahre alten Rekord für die meisten Receiving-Yards von einem Rookie bei seinem Profi-Debüt. Der vorherige Rekordhalter ist der Mann, dessen Trikot Metcalf bei der Ankunft im Stadion trug: Steve Largent (86 Yards). Mehr als 100 Yards sammelte seit 2015 als Wide Receiver (!) kein Rookie mehr in einem NFL-Spiel für die Seahawks. Damals war es Tyler Lockett. 2011 schaffte Doug Baldwin das Kunststück. Metcalf ist also auf dem Weg in beste Gesellschaft.
Der Blick noch etwas tiefer in die fortgeschrittenen Statistiken hinein zeigt noch besser, wie gut Metcalf bei seinem ersten regulären Spiel war. Sein EPA*-Wert, also sein Einfluss aufs Ergebnis des Spiels, lag bei 0,5 Punkten. Mit jedem Pass auf Metcalf erhöhten die Seahawks ihre erwartete Punkte-Ausbeute um 0,5 Punkte. Nur Tyler Locketts Wert pro Spielzug war bedingt durch sein limitiertes in Erscheinung treten als Receiver höher.
The Carson targets actually had a good success rate — 4 successful plays out of 7 — but losing a fumble tanked the EPA/play.
DK Metcalf MVP pic.twitter.com/xEi9TTmQjP
— new-age analytical (@benbbaldwin) September 9, 2019
Noch einmal kurz zurück zur Einleitung, wo es um die Operation Metcalfs ging. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Trainer in Seattle wohl bereits genug vom Rookie gesehen, um für den Rest der Preseason auf ihn verzichten zu können. Aussagen von Head Coach Pete Carroll über die Leichtigkeit Metcalfs beim Erlernen des Playbooks unterstützen diese Vermutung.
Weiter geht es für Seattle in Week 2 bei den Pittsburgh Steelers, bei denen die Seahawks zuletzt 1999 per Pass einen Touchdown erzielten. Vielleicht ist es sinnvoll, Metcalf und Lockett gegen die Steelers vermehrt einzusetzen, um diese Negativbilanz in die Geschichtsbücher zu verbannen.
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*EPA (Expected Points Added): Jede Spielsituation hat einen bestimmten Erwartungswert an Punkten zum Ende des jeweiligen Drives und jeder Spielzug trägt positiv oder negativ zur Erhöhung des Punktewerts bei. Es handelt sich beim EPA-Modell also um „virtuelle Punkte“.