Russell Wilson (Foto: Seattle Seahawks)
Statistik der Woche: Fehlende Tiefe
In vier wieder einmal nervenaufreibenden Stunden am frühen Dienstagmorgen gelang den Seattle Seahawks der zweite Overtime-Sieg in Serie – und das, obwohl das Team von Head Coach Pete Carroll gegen die San Francisco 49ers die große Stärke von Russell Wilson nicht ausspielen konnte: tiefe Pässe von Quarterback Russell Wilson, die wie Steine aus der Luft in die Hände der Seahawks-Receiver fallen.
Geschuldet war dies unter anderem dem starken Pass Rush der 49ers, die Wilson 23 Mal unter Druck setzen und fünf Mal zu Boden bringen konnten. Seattle versuchte, den Druck mit Play-Action-Spielzügen besser zu kontrollieren, aber selbst dann fehlte die Zeit, um die Receiver erfolgreich auf tiefe Routen zu schicken. Von den 34 Pässen Wilsons flogen nur zwei weiter als 20 Air-Yards (Yards vom Punkt des Wurfes bis zum Punkt des Catches) – und beide kamen nicht an. Unterm Strich kam Wilson so gegen die Niners nur auf 5,7 Air-Yards pro Wurf – das war der geringste Wert (gemeinsam mit Drew Brees von den New Orleans Saints) an diesem Spieltag unter allen aktiven Quarterbacks. In der gesamten Saison kommt Wilson auf 9,3 Air-Yards pro Passversuch und liegt damit auf dem siebten Rang.
Weil aber Wilson so früh im Spiel den Druck spürte, war es sinnvoll, sich nicht auf das Tiefpassspiel zu versteifen, sondern auch die kurzen Pässe in Betracht zu ziehen. Von zehn Pässen hinter der Line of Scrimmage kamen neun an. Seattle verließ sich also darauf, dass die Receiver nach dem Catch noch Yards erlaufen.
Russell Wilson relied on play action to limit the effectiveness of the 49ers pass rush.
Play Action: 14/17, 132 yards, TD (17% pressure rate)
No Play Action: 10/17, 100 yards, INT (33% pressure rate)#SEAvsSF | #Seahawks pic.twitter.com/bKlpH9zQE5— Next Gen Stats (@NextGenStats) November 12, 2019
Ein weiterer Grund für Seattles fehlende Tiefpassspiel neben dem Pass Rush waren die starken Defensive Backs der 49ers um Richard Sherman. Gerade der ehemalige Seahawk wurde seinem Ruf als Shutdown-Cornerback wieder gerecht. Bei seinen 44 Snaps in der Deckung wurde Sherman lediglich drei Mal anvisiert und ließ dabei nur zwei Catches für insgesamt 27 Yards zu. So nahmen die Niners die rechte Seite des Feldes nahezu komplett aus dem Spiel, wie es einst die Seahawks mit Sherman im Aufgebot auch geschafft hatten.