Es ist Halbzeit in der NFL. Die meisten Teams haben acht ihrer 16 Spiele bereits absolviert und große Trends haben sich noch nicht abgezeichnet, viel ist noch offen und manche Teams erinnern vor allem an Dr. Jekyll und Mr. Hyde. In der einen Woche hui und in der nächsten pfui.
Diese Ausgabe des Blicks über den Tellerrand ist etwas anders als gewohnt, denn ich möchte einen kurzen Blick auf die einzelnen Divisions der AFC werfen. Einen Rückblick auf die NFC West-Duelle gibt es aber auch diesmal wie gewohnt, er folgt nur weiter unten. Nächste Woche sind dann die einzelnen Divisions der NFC im Midseason-Check dran.
AFC West
Das stärkste und scheinbar kompletteste Team in der Liga sind momentan ohne Frage die Denver Broncos. Die Offense konnte ihr Tempo und ihre Effektivität beibehalten und die Defense hat nicht an Qualität verloren. Selbst bei der einen Niederlage gegen die Seahawks sahen die Broncos nicht schlecht aus.
Es stört nicht mal, dass das Run Game von Denver mit Ronnie Hillman und Montee Ball das Niveau von Knowshown Moreno aus der letzten Saison nicht halten konnte. Peyton Manning macht das mit seinen Pässen wett.
In der AFC West wäre alles andere als ein Divisionssieg der Broncos eine große Überraschung, dennoch dürfen sich die Chargers berechtigte Hoffnungen auf eine der Wildcards machen. Dazu müssen sie aber ihre nächsten Spiele zwingend gewinnen, denn das Saisonfinale im Dezember hat es mit Duellen gegen Patriots, Broncos, 49ers und Chiefs durchaus in sich. Sollten die Chargers sich einen Ausrutscher erlauben, dann könnten die Chiefs hier ihre Chance wittern, denn das erste direkte Duell gegen San Diego haben sie bereits gewonnen.
Eine Wiederholung der erfolgreichen letzten Saison konnte man von den Chiefs nicht erwarten, aber sie sind weiterhin auf Schlagdistanz zu Broncos und Chargers und so ist es durchaus noch im Bereich des Möglichen, dass vielleicht sogar beide Wildcards an die AFC West gehen.
Abgeschlagen und auf einem direkten Kurs zu einer 0-16 Saison sind die Oakland Raiders. Auch wenn sie manchmal nur knapp – wie zum Beispiel gegen die Patriots oder Chargers – gescheitert sind, mit ihrem zusammengestückelten Kader ist eine Saison ohne Sieg nicht unwahrscheinlich. Lediglich Rookie-Quarterback Derek Carr macht den Eindruck, als könnte er ein Mann für die Zukunft sein, wenn er passendere Mannschaftskameraden zur Verfügung gestellt bekommt.
- Denver (6–1-0/ .857)
- San Diego (5–3-0/ .625)
- Kansas City (4–3-0/ .571)
- Oakland (0–7-0/ .000)
AFC East
Auf den Spuren der Broncos Richtung Playoffs sind die New England Patriots. Nach Startschwierigkeiten in den ersten Wochen haben Touchdown Tom und Co. bewiesen, dass auch dieses Jahr wieder mit ihnen zu rechnen ist. Es wäre keine Überraschung, wenn sich Broncos und Pats am Ende wieder im AFC Championship Game gegenüberstehen.
Verbessert im Vergleich zur letzten Saison haben sich auch die Bills. Nachdem EJ Manuel als Quarterback Platz machen musste für Kyle Orton, funktioniert auch die Offense der Bills besser. Die Defense war dort eh kein Problem, die war schon im letzten Jahr solide und ist dies auch in diesem Jahr, selbst ohne Kiko Alonso. Für eine Wildcard für die Playoffs dürfte es nur mit viel Glück reichen. Im Restprogramm warten u. A. noch Chiefs, Broncos, Packers und Patriots.
Etwas wankelmütig sind die Miami Dolphins, doch in den letzten Spielen konnte man den Eindruck gewinnen, als würden Ryan Tannehill und seine Mitspieler immer besser mit der neuen Offense von OC Bill Lazor klarkommen. Man hat das Deep Passing Game etwas reduziert, setzt häufiger auf Read Option Plays und lässt Tannehill nun auch selbst rushen. Es wird sehr wahrscheinlich nicht für die Playoffs reichen und auch in der Division könnte man am Ende nur auf Rang drei stehen, aber es ist eine Saison, auf die man aufbauen kann.
Eher eine Saison zum Vergessen ist es erneut für die New York Jets. Dort läuft einfach gar nichts zusammen. Selbst wenn man mal kurz vor einem Überraschungssieg steht – wie gegen die Pats vorletzte Woche – dann stellt man sich am Ende dennoch selbst ein Bein und verliert. In der momentanen Verfassung halte ich höchstens noch zwei Siege für möglich, gegen die Vikings und gegen die Titans in Woche 14 bzw. 15. Da ist die Saison dann aber eh schon gelaufen und die Luft für Rex Ryan dürfte sehr dünn geworden sein.
Für die Fans der Jets heißt es auch weiterhin: Just Endure The Suffering. Die einzige Spannung ist nur noch, wer am Ende der Saison seinen Job verlieren wird (GM, Coach, Spieler?) und was die Jets in der nächsten Saison auf der Quarterback-Position machen. Denn vermutlich wird es nicht mit Schlecht (Vick) und Schlechter (Smith) weitergehen… Obwohl, den Jets ist alles zuzutrauen.
- New England (6–2-0/ .750)
- Buffalo (5–3-0/ .625)
- Miami (4–3-0/ .571)
- NY Jets (1–7-0/ .125)
AFC South
Vor der Saison als schwächste Division in der AFC angesehen, jeder hatte mit einem Sieg der Colts gerechnet. Daran hat sich auch bis jetzt nichts geändert. Über die spielerischen Leistungen von Titans und Jaguars hüllt man besser den Mantel des Schweigens und auch die Texans stehen nicht viel besser da.
Doch im Unterschied zu den anderen beiden Teams hat Houston wenigstens noch eine starke Defense, in der momentan der Top-Draftpick dieser Saison, Jadeveon Clowney, sogar noch verletzt gar nicht wieder richtig mitspielt. Das ganz große Problem der Texans ist aber eindeutig der Quarterback. Ryan Fitzpatrick, eh nur als Übergangslösung angesehen, hat große Probleme und das, wo ihm mit DeAndre Hopkins und Andre Johnson eigentlich ein sehr starkes Receiver-Duo zur Verfügung steht.
Man darf auch bezweifeln, dass seine Backups Ryan Mallett und Tom Savage eine große Zukunft haben werden. Einen Einzug in die Playoffs halte ich für die Texans in diesem Jahr erneut für unmöglich, aber wenn man sich in der Offseason entweder mit einem Free Agent-Quarterback verstärkt oder einen frühen Draft Pick für einen Rookie-Quarterback verwendet, ist es möglich, dass sich in der nächsten Saison Colts und Texans ein Duell um den Sieg in der Division liefern und es wieder etwas mehr Spannung in der AFC South gibt.
In diesem Jahr sollte es aber noch für die Colts zum Sieg reichen. Auch wenn man gerade von Ben Roethlisberger und den Steelers in einem Spiel für die Ewigkeit bloßgestellt wurde, so ist die Offense um Andrew Luck in der Regel dennoch in der Lage, die Schwächen der Defense zu überspielen.
- Indianapolis (5–3-0/ .625)
- Houston (4–4-0/ .500)
- Tennessee (2–6-0/ .250)
- Jacksonville (1–7-0/ .125)
AFC North
Die vielleicht nicht stärkste, aber zumindest ausgeglichenste und spannendste Division in der AFC ist momentan eindeutig die AFC North. Alle vier Teams haben zur Zeit einen Record von über .500 und selbst die Cleveland Browns spielen manchmal so, als wollten sie in die Playoffs (ein Ausrutscher wie eine 6:24-Niederlage gegen die Jags zeigt dann aber wieder, dass es doch noch immer die Browns sind, wie man sie kennt).
Hier wage ich gar nicht, eine Prognose abzugeben, denn ich schätze zwar die Baltimore Ravens als stärkstes Team ein, aber zu Saisonbeginn dachte ich das auch noch von den Bengals, die dann plötzlich einbrachen. Gar nicht einschätzen kann man auch die Steelers, die von Spiel zu Spiel völlig anders auftreten (Bilanz der Steelers bisher: W–L–W–L–W–L–W–W).
Es ist durchaus im Bereich des Möglichen, dass am Ende der Saison drei AFC North-Teams in die Playoffs kommen. Ebenso wahrscheinlich ist aber, dass gar keine Wildcard an die AFC North geht.
- Cincinnati (4–2-1/ .643)
- Baltimore (5–3-0/ .625)
- Pittsburgh (5–3-0/ .625)
- Cleveland (4–3-0/ .571)
- Auf den Playoffplätzen in der American Football Conference sind momentan (Teams mit * hatten bereits ihr Bye):
- Denver Broncos* (1st seed, first round bye)
- New England Patriots (2nd seed, first round bye)
- Cincinnati Bengals* (3rd seed)
- Indianapolis Colts (4th seed)
- San Diego Chargers (5th seed, Wildcard)
- Buffalo Bills (6th seed, Wildcard)
Die Ergebnisse aus Week 8:
- San Diego Chargers @ Denver Broncos 21:35
- Detroit Lions @ Atlanta Falcons 22:21
- Houston Texans @ Tennessee Titans 30:16
- Minnesota Vikings @ Tampa Bay Buccaneers 19:13
- Baltimore Ravens @ Cincinnati Bengals 24:27
- Miami Dolphins @ Jacksonville Jaguars 27:13
- Chicago Bears @ New England Patriots 23:51
- Buffalo Bills @ New York Jets 43:23
- Oakland Raiders @ Cleveland Browns 13:23
- Indianapolis Colts @ Pittsburgh Steelers 34:51
- Green Bay Packers @ New Orleans Saints 23:44
- Washington Football Team @ Dallas Cowboys 20:17
- Bye: New York Giants und San Francisco 49ers.
- Auf den Playoffplätzen in der National Football Conference sind momentan:
- Arizona Cardinals* (1st seed, first round bye)
- Detroit Lions (2nd seed, first round bye)
- Dallas Cowbowys (3rd seed)
- Carolina Panthers (4th seed)
- Philadelphia Eagles* (5th seed, Wildcard)
- Green Bay Packers (6th seed, Wildcard)
- Die Seahawks wären nicht in den Playoffs vertreten. Sie sind im Rennen um eine der NFC-Wildcards momentan auf Platz vier hinter den Eagles, Packers und 49ers. Die Niners gewinnen den Tiebreaker aufgrund der besseren Bilanz in den Divisionspielen.
Hier jetzt noch der versprochene Rückblick auf die beiden Duelle der NFC West ohne Beteiligung der Seahawks. Einen Rückblick auf den Sieg der Hawks gegen die Panthers findet Ihr hier.
- St. Louis Rams @ Kansas City Chiefs 7:34
Das Ergebnis täuscht nicht: Es war eine schlechte Leistung der Rams, als sie chancenlos bei den Chiefs untergingen. Hielt die Rams-Defense zu Beginn der Partie noch stand, so wurde sie von der Offense bald komplett im Stich gelassen und nach der Halbzeit kippte das Spiel komplett. Nachdem Lance Kendricks mit einem Touchdown die Rams im ersten Quarter noch in Führung gebracht hatte, punkteten ab dem zweiten Viertel nur noch die Chiefs.
Ein Blick auf den Schedule der Rams dürfte in St. Louis für hängende Köpfe sorgen, denn in den nächsten vier Wochen geht es auswärts gegen 49ers, Cardinals und Chargers und daheim gegen die Broncos bevor mit Raiders und Washington wieder leichtere Gegner folgen.
- Philadelphia Eagles @ Arizona Cardinals 20:24
Der Battle of the Birds zwischen den beiden 6-1-Teams wurde zu einem Shootout und am Ende setzten die Cardinals den entscheidenden Treffer, beziehungsweise sie wichen dem letzten Schußversuch der Eagles aus.
Das Endresultat sieht vielleicht nicht so spektakulär aus, aber wenn man dann weiß, dass Nick Foles und Carson Palmer, die beiden Quarterbacks, zusammen auf 740 Passing Yards kommen, dann kann man das Spiel vielleicht schon besser einschätzen. Die Führung wechselte vier Mal und am Ende brachte ein 75-Yard Touchdown von John Brown nach Pass von Palmer die Entscheidung. Da waren noch 1:33 Minuten zu spielen und die Cardinals-Defense wehrte erfolgreich das letzte verzweifelte Anrennen der Eagles kurz vor der Endzone ab.
Philadelphia verpasste so die Chance, den Abstand zu den ebenfalls sieglosen Cowboys in der NFC East zu verkürzen, während die Cardinals weiterhin etwas überraschend die NFC West vor 49ers und Seahawks dominieren und auf dem besten Weg Richtung Playoffs sind.
In den letzten 16 Spielen haben die Cardinals jetzt übrigens einen Record von 13-3. Das haben sonst nur die Broncos geschafft. Die momentane Dominanz der Cardinals ist also kein Ausrutscher und die Hawks müssen sich in der restlichen Saison sehr anstrengen, um hier wieder Anschluss zu finden.
- Die Tabelle der NFC West nach dem 8. Spieltag (Teams mit * hatten bereits ihr Bye):
- Arizona* (6-1-0 /0.857)
- San Francisco* (4-3-0 /0.571)
- Seattle* (4-3-0 /0.571)
- St. Louis* (2-5-0 /0.286)
- In Week 9 haben folgende Teams ihr Bye:
- Atlanta Falcons, Buffalo Bills, Chicago Bears, Detroit Lions, Green Bay Packers, Tennessee Titans
- Der nächste Spieltag der NFC West-Teams:
- Arizona @ Dallas (So 02.11. – 19:00 Uhr MEZ)
- St. Louis @ San Francisco (So 02.11. – 22:05 Uhr MEZ)
- Oakland @ Seattle (So 02.11. – 22:25 Uhr MEZ)
Das war es mit dem Blick über den Tellerrand, bis nächste Woche und Go Hawks!
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