“Thanks for asking!” – Meine Meinung zur Team-Situation

Kommentar

Redaktionsmitglied Mario Kluckow meldet sich nach seiner Rückkehr aus den Vereinigten Staaten zurück und gibt – trotz Jetlag – einen persönlichen Überblick über den aktuellen Stand der Vorbereitung bei den Seattle Seahawks. Er thematisiert die O-Line, die Verletztenlage, Long Snapper Nate Boyer sowie Sorgenkind Kam Chancellor und bringt dabei auch seine Beobachtungen von vor Ort in Seattle ein.

Die neu formierte und wohl vorläufige O-Line wird sich heute Nacht in Kansas City ihrer ersten ernsthafte Prüfung stellen müssen. Ob und wie sie diese meistern wird, vermag ich nicht zu beurteilen. Dennoch hoffe ich das Beste, da uns langsam aber sich die Zeit davon läuft. Das sieht auch Head Coach Pete Carroll so, der schnellstmöglich seine Startformation in der O-Line bestimmen möchte. Die umgestellte Unit trainierte die komplette Woche in der gleichen Formation. Das war in den ersten Wochen des Training Camp noch anders – es wurden viele Konstellationen getestet. So rotierten Alvin Bailey, Keavon Milton, Mark Glowinski und Terry Poole als Guards sowie Patrick Lewis, Drew Nowak und Lemuel Jeanpierre als Center in der ersten Unit.

Justin Britt, der alle Spiele der vergangenen Season als Right Tackle bestritt und auch in Missouri als Tackle spielte, läuft nun als Left Guard auf. O-Line-Coach Tom Cable sagte in einem Interview, dass die Coaches Britt bereits im Draft 2014 als möglichen Guard gesehen hatten. Als RT hinterließ Britt in der vergangenen Saison einen durchschnittlichen Eindruck. Licht und Schatten wechselten meist wöchentlich. Im ersten Preseason-Spiel gegen Denver war es wieder ein sehr schattiger Tag. Broncos-Linebacker Von Miller ließ ihn direkt im ersten Play locker stehen und generierte einen Turnover. Bei dem Spielzug zeigte sich wieder, dass Britt seine stärken im Run Blocking und nicht im Pass Blocking hat. Die Umstellung auf Guard kommt ihm da eventuell ganz recht.

Als neuer RT fungiert nun Garry Gilliam. Gilliam, ein UDFA aus 2014, spielte in seiner College-Zeit in Penn St. Tight End und ist uns allen wohl noch aus dem NFC Championship Game 2014 bekannt. Er war es, der den Touchdown-Pass beim „Charlie Brown-Play“ von Jon Ryan fing. Ob er ein wesentlich besserer RT als Britt sein wird, bleibt abzuwarten. Er verfügt über keine bzw. sehr geringe Erfahrung als O-Liner. In der vergangen Season war er Backup-Left Tackle von Russell Okung, was aber auch nur für die Spiele der Fall war, in denen Alvin Bailey als LG für den damals verletzten James Carpenter auflief. Sofern Gilliam in KC und eine Woche später in San Diego beim vielleicht wichtigsten Spiel der Preseason einen guten Job macht, kann er sich einen Startplatz erobern.

Auch auf C wird es einen Wechsel geben. Für Lemuel Jeanpierre wird Drew Nowak als Center in der ersten Unit spielen.

Ich hoffe, dass die neue O-Line in Kansas City überzeugen kann, es keine Verletzten gibt und somit hoffentlich eine Woche später in San Diego die gleiche Formation spielen kann, um das nötige Gefühl füreinander zu bekommen. Spätestens in San Diego möchte ich die O-Line sehen, die zwei Wochen später in St. Louis in die Saison starten wird.

Aufgrund der Verletzung von QB Tarvaris Jackson (schwere Knöchelverstauchung) wurde ein weiterer Quarterback verpflichtet. Dabei handelt es sich um den ehemaligen College-QB von Tyler Lockett, Jake Waters. Gemeinsam mit Lockett spielte der in den vergangenen zwei Saisons bei Kansas State. In KC wird Waters wohl nicht zum Einsatz kommen, was mehr Spielzeit für R.J. Archer bedeutet. Eventuell könnte auch B.J. Daniels, der gegen die Broncos einen guten Eindruck als WR/Special Teams-Player hinterließ, Spielzeit als QB erhalten.

Um Platz im Roster zu generieren, musste Long Snapper Nate Boyer entlassen werden. Boyers Chancen auf einen Platz im Kader waren von Anfang an sehr gering, da die Position mit Clint Gresham bestens besetzt ist. Für die Amerikaner war die Story um Boyer aber natürlich wie gemacht. Ein ehemaliger Elitesoldat, der für sein Land in mehreren Krisengebieten im Einsatz war, anschließend College Football für die Texas Longhorns spielte und dann als 34-jähriger Rookie  die Chance auf einen NFL-Einsatz bekam. Diesen – wenn auch nur in der Preseason – bekam er am vergangenen Wochenende. Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass man von Nate Boyer gehört hat.

Ansonsten sieht es im Lazarett recht gut aus. Sprich, es lichtet sich langsam aber sicher. So trainierte Free Safety Earl Thomas in den vergangenen Tagen mit dem Team, allerdings noch ohne Körperkontakt. In einem Interview sagte er, dass die Erholung von seiner Schulterveltzung vor allem mental sehr anspruchsvoll war. Während der Reha fragte er sich, ob er American Football noch liebte, so wie es in der Vergangenheit der Fall gewesen sei. Diese Frage konnte er nach der Einheit mit seinen Teamkameraden mit einem klaren Ja beantworten:

„It’s been very tough. A lot of negative thoughts in my mind. I was debating if I still loved it at one point. But being out here today, it reassured me that I love it. I just need to be out here. I just need to be involved.“

Neben der Rückkehr von Thomas gibt es weitere gute Nachrichten aus der Secondary. So trainierten die Cornerbacks Richard Sherman, Will Blackmon und Tharold Simon wieder mit dem Team. Simon und Thomas werden in KC nicht mit von der Partie sein und ob Sherman und Blackmon spielen werden, wird sich wohl erst kurz vor Spielbeginn zeigen.

Keine neuen Nachrichten gibt es derweil von Strong Safety Kam Chancellor, der sich immer noch im Holdout befindet. Kürzlich meldete sich sein Agent zu Wort und sagte, dass sich daran auch nichts ändere, solange der laufende Vertrag von Kam nicht angepasst werde. Hauptproblem ist, dass Kam nach der kommenden Saison kein garantiertes Gehalt mehr bekommt. So wichtig Kam Chancellor auch für unser Team ist, hoffe ich, dass General Manager John Schneider nicht allzu sehr auf ihn zugehen wird. Dabei geht es nicht um Chancellor, sondern um das Team insgesamt. Wenn Schneider jetzt nachgibt, wird er spätestens in der kommenden Offseason eine lange Schlange von Spielern vor seinem Büro stehen haben, die alle mehr Geld haben möchten und mit einem Holdout drohen. Der Fluch einer erfolgreichen Franchise.

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